Konfirmanden und Mönche

 

Drei Tagesreisen gehören zum Programm der Konfirmandinnen und Konfirmanden. Die letzte führte am 16. April 2024 nach Marienstatt. Ökumene und Ökologie, Zisterzienser und Umweltschutz waren die Themen.

„Erkundung des Geländes und Giftpflanzen im Klostergarten“ war der Schwerpunkt der ersten Stunde im Tal der Nister in der Nähe von NN. Aber es schüttete aus Kübeln. Nun sind Westerwälder Konfirmanden ja nicht aus Zucker. Tapfer trotteten die jungen Leute über die Freifläche vor der Klosterkirche. Aber nach einer halben Stunde war‘s dann auch gut. Ziemlich durchfeuchtet nahmen sie sich der Aufgaben im Innern an. Gebete an der Pietà, Auffinden des ewigen Lichts, Sortieren der wichtigsten Orte einer katholischen Kirche waren jetzt eine willkommene und trockene Abwechslung.

Nach einer kurzen Wartezeit nahm sich Frater Gregor den Gästen an. Er ist der weit über die Grenzen des Westerwalds bekannte Hüter der großen Orgel, Zisterziensermönch und von Herzen Kirchenmusiker. Wie der Westerwald zu „spanischen Trompeten“ kam, warum sich Organisten aus Köln dafür begeistern in Marienstatt spielen zu dürfen, erklärte er geduldig. Aber auch sein eigene Begeisterung für die „Königin der Instrumente“ versuchte er in Worte zu fassen. Die kam dann erst richtig raus, als er sich ans Orgelpult setzte und den Gästen aus der Gemeinde Bad Marienberg ein Privatkonzert gab. Leise und melodisch begann es, dann aber setzten Wellen der Steigerung ein und in den letzten Minuten zeigte Frater Gregor mit offensichtlicher Lust, dass die Orgel in der Klosterkirche auch richtig laut sein kann.

Nachdem die letzten Töne im weiten Kirchengebäude verklungen waren, kam mit Pater Ignatius ein Lehrer aus dem nahen Gymnasium, der wusste, was für Jugendliche an diesem seltsam altertümlichen Betrieb interessant ist. Dicke Gebetsbücher wurden aufgeschlagen, Psalmen gesungen. Das alles erlebten Konfirmanden und Konfirmanden im Chorgestühl, wo sich seit Jahrhunderten die Mönche der Begegnung mit Gott hingeben. Als besonderes Geschenk zog dann auch schon Pater Ignatius mit der ganzen Gruppe durch den Kreuzgang, der eigentlich den Klosterbewohnern vorbehalten ist. „So werdet ihr nicht zu nass und schleppt mir auch keine Feuchtigkeit in die Klosterbibliothek.“ Und da tat sich denn auch ein Ort mit besonderer Geschichte auf. Ehrwürdige Folianten, Bücher aus grauer Vorzeit, kunstvoll verzierte Bibeln konnten die jungen Besucher bestaunen. Selbst die Schülerinnen und Schüler aus dem Klostergymnasium hatten diesen Ort noch nicht von innen gesehen. Ein besonderes Geschenk für die evangelischen Gäste.

Mittagessen gab‘s dann im Refektorium (Speisesaal) des Klosters und dann hatte Christoph Ferdinand die etwas undankbare Aufgabe im strömenden Regen auf Wassermangel als Problem der nächsten 50 Jahre aufmerksam zu machen. Umweltschutz an der Nister war sein Thema. Aber es war wohl nicht der Tag, um am Rande des Flüsschens eigene Beobachtungen und Erkenntnisse zu gewinnen. Damit nicht alle bis auf die Haut durchnässt wurden, ging‘s dann wieder zurück ins Kloster. Als flexibler und erfahrener Fachmann, hatte der Bildungsexperte und Förster aber schon vorgesorgt und einen Fröbelturm zum „Teambuilding“ mitgebracht. Das gemeinsame aufeinander setzen von Holzklötzchen machte allen Spaß und brachte den zwei Konfirmandengruppen auch viel Lob aus erfahrenem Mund.

In unserer Heimat, dem Westerwald, gibt es ungeahnte Schätze und ganz interessante Menschen. Das war wohl die wichtigste Erfahrung des Tages. Keine Angst vor Mönchen mag eine weitere sein. Das Förster viel Interessantes wissen und noch dazu ganz flexible Lehrer sind, kommt noch obenauf. Trotz des Regens war der Tag nicht wässrig, sondern hatte viele ganz konzentrierter Erfahrung in Sachen Ökumene und Ökologie zu bieten.

Karl Jacobi