Von 25 auf 250 in 2 Stunden

Konfirmation sind wie ein großes Familientreffen. Von 25 auf 250 Gottesdienstbesucher schnellt die Zahl an dem Festtag für Familie und Gemeinde. Fünf Mitglieder des Kirchenvorstands, eine Küsterinnen, eine Kirchenmusikerin, ein Pfarrer werden gebraucht, um den Festgottesdienst schön und eindrucksvoll zu machen. Und natürlich 21 Konfirmanden und Konfirmanden.

Die hatten zwischen 10:00 und 11:30 Uhr nicht viel zu sagen. „Ja!“ und „Ja, mit Gottes Hilfe!“ war alles, was sie vorzubringen hatten. So sollten Sie auf die Konfirmationsfragen antworten. Beim Vorstellungsgottesdienst eine Woche vorher hatten sie gezeigt, was sie von ihrem Glauben verstanden hatten, was sie preisgeben wollten und wofür sie einstehen. Bei der Konfirmation ging es für sie darum gesegnet zu werden, zu empfangen, die Gnade Gottes auf sich wirken zu lassen.

Dabei hätten sie gerne mehr gemacht. Aufgeregt waren sie als sie sich um 8:45 Uhr mit Pfarrer Jacobi das erste Mal trafen. Die Ordnung des Gottesdienstes in Kurzform war dran, noch einmal letzte Hinweise auf den Ablauf. Um 8:52 Uhr hätten sie gerne losgelegt und nicht noch über eine Stunde gewartet. Aber die Familien war noch nicht da, also konnten sie nur hin und her laufen und ein bisschen aufgeregt sein. Es erging ihnen wie Generationen schon vor ihnen. Konfirmationssonntag ist ein besonderer Tag für viele.

Liebe und Gerechtigkeit war das Thema der Festpredigt. Die Geschichte vom verlorenen Sohn gab den Ton vor. Von der Liebe des jüngeren Sohnes zu sich selbst, der Liebe des Vaters zum gescheiterten Kind und der Forderung des älteren Bruders nach Gerechtigkeit handelte die Predigt. „Liebe und Gerechtigkeit gehören zusammen. Wir sollen dankbar sein für Menschen, die uns fragen, ob bei allem herzlichen Überschwang auch die Vernunft noch zu Wort kommt,“ betonte Karl Jacobi.

Gut und laut antworteten die jungen Leute auf die Frage nach ihrem Bekenntnis zum dreieinigen Gott. An Jesus und seinem Vorbild wollten sie sich orientieren, das war ihnen wichtig. Alle kamen und wurden gesegnet. Viele Menschen erinnern sich auch nach 50 Jahren noch an ihren Konfirmationsspruch. Was da am Ende der Konfirmandenzeit in einem Bibelspruch mündet, soll auch in dürren Zeiten leben und Hoffnung geben.

Nur ein Fünftel der Gemeinde kam zum festlichen Abendmahl. Das muss uns zu denken geben. Irgendetwas klemmt. Vielleicht sollten wir am Vorabend vor der Konfirmation einen besonderen Gottesdienst dafür anbieten. Der kann ruhiger, gelassener und mit weniger Zeitdruck sein. Ob die Änderung der Form hilft? Oder liegen die Gründe für den geringen Abendmahlsbesuch doch tiefer?

Noch lange hielten sich die Familien nach dem Gottesdienst um die Kirche herum auf. Gratulieren und erzählen, erste Geschenke austauschen und betrachten, Wiedersehen und Freude an einander machten eine schöne Atmosphäre. Gottesdienst und Familienfest soll den frisch Konfirmierten noch lange in Erinnerung bleiben. Denn die Konfirmation ist eine Entscheidung für ein gutes Leben.

Text: Karl Jacobi, Foto: Bettina Röder-Moldenhauer (www.foto-roemo.de)